Philipp Zauner hat vor 3 Jahren den weltberühmten Traditionsbetrieb in Bad Ischl von seinem Vater übernommen. Er ist auch Botschafter der österreichischen Mehlspeiskultur und setzt sich für die Erhaltung des Zuckerbäckerhandwerks ein. Nun ist einiges los in Bad Ischl: Eine Mitarbeiter-Residenz mit 29 Unterkünften wurde 2022 eröffnet. Derzeit werden die Produktions- und Lagerflächen sowie der Verwaltungstrakt am Firmenstandort der Konditorei Zauner erweitert und das 270-Betten-Hotelprojekt „Grand Elisabeth“, für das sich Philipp Zauner verantwortlich zeichnet, soll im Jänner 2025 in Bad Ischl eröffnen.

Lieber Philipp, welchen Ausbildungszweig an der TS Klessheim hast du besucht und in welchem Jahr hast du deine Ausbildung abgeschlossen?

Ich habe 2014 in Klessheim maturiert und war im fünfjährigen EDV-Zweig. Meine 5 Jahre in Klessheim habe ich auch im Internat verbracht; das war eine sehr kurzweilige Zeit für mich, wenngleich es zu Beginn natürlich eine gewisse Umstellung bedeutete.

An was erinnerst du dich gerne? 

Im Internat war stets viel los. Angefangen von Schneeballschlachten bis Sommerfeste. Eines der Highlights für mich war jedoch sicherlich ein nächtlicher Matratzenstreich, bei dem sich die ca. 60 Jungs unbemerkt mit Matratzen und Bettzeug auf den Gang schlichen und dort weiterschliefen. Als der Erzieher frühmorgens aus seinem Zimmer kam, war die Überraschung erwartungsgemäß ähnlich groß wie die folgenden Konsequenzen 🙂

Wie ging es nach Klessheim für dich weiter?

Ich habe nach der Tourismusschule den Zivildienst absolviert. Daran schloss die Lehre zum Zuckerbäcker bei Patisserie-Weltmeister Josef Fingerlos in Salzburg an, die ich mit einer Goldmedaille beim Landeswettbewerb krönte. Nach dem Lehrabschluss kam das Studium der Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck, welches ich als „Student of the Year“ 2020 abschloss.
Bereits im November 2020 übernahm ich inmitten des zweiten Corona-Lockdowns unsere Familienbetriebe.
Seitdem hat sich bei uns bereits vieles getan: Die Mitarbeiterzahl haben wir von knapp 120 auf 160 ausgebaut. 2022 wurde unsere neue Mitarbeiter-Residenz im Zentrum von Bad Ischl eröffnet und bis Jänner 2024 erweitern wir die Bereiche Produktion, Versand, Lager und Verwaltung an unserem Firmensitz. Wir haben unseren Versandanteil (Onlineshop) auf knapp 40% des Umsatzes ausgebaut. Zeitgleich befindet sich derzeit unser 270-Betten-Hotelprojekt „Grand Elisabeth“ samt Mitarbeiter-Wohnhaus in Bau, das im Jänner 2025 eröffnen und über 100 weitere Arbeitsplätze schaffen wird.

War für dich immer klar, dass du den väterlichen Betrieb übernehmen willst oder gab es eine Zeit, in der du etwas anderes machen wolltest?

Nachdem meine Eltern zu Hause stets sehr positiv über die Gastronomie und unsere Betriebe berichtet haben und dabei auch die vielen Vorteile, die man als Gastronom hat, hervorgehoben haben, war es für mich eigentlich schon immer klar in die Fußstapfen meiner Eltern zu treten. Ich habe speziell bei meinem Vater gesehen, was es bedeutet einen Beruf ausüben zu dürfen, dem man nicht nachgeht, um nur seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sondern vielmehr, um einen Teil der Geschichte eines Hauses zu gestalten. 

Deswegen bin ich unglaublich froh, einen Teil dieser Geschichte in mittlerweile 7. Generation weiterschreiben zu dürfen, denn man gestaltet Abschnitte der Historie, die Generationen überlebt und Bestand hat. Gleichzeitig verspüre ich aber natürlich eine ordentliche Portion an Demut, denn immerhin haben 6 Generationen vor mir ihr Leben für diese betrieb geopfert, dementsprechend wohl sollen Entscheidungen überlegt werden!

Wie oft wirst du nach dem legendären Zaunerstollen-Rezept gefragt?

Unser Original Zaunerstollen ist natürlich unser absolutes Top-Produkt und im Grunde eine eigene Marke für sich. Das streng gehütete Rezept ist besonders bei TV-Stationen, die uns laufend Besuche abstatten, immer ein begehrtes Thema. Es ist und bleibt aber tresorgehütet! Ehrlichgesagt machen gewisse Geheimnisse oder mystische Geschichten zu unterschiedlichen Entstehungsvarianten, Produkte wie den Zaunerstollen doch spannend. Neben dem Zaunerstollen haben wir aber auch noch viele weitere großartige Produkte, immerhin bieten wir in Bad Ischl das wahrscheinlich größte Mehlspeisenbuffet Europas – vorbeischauen lohnt sich also bestimmt!

Wieviel kg Zaunerstollen produziert ihr pro Jahr?

Obwohl der Zaunerstollen in Rezeptur und Produktionsweise gänzlich unverändert seit 1905 ist, ist er heute beliebter denn je – das ist im Lebensmittelsektor mit all seinen schnelllebigen Trends eine Seltenheit. So produzieren wir mittlerweile über 170.000 Stück Stollen in den Größen von 145 – 720 Gramm; allesamt in reiner Handarbeit in unserer Manufaktur in Bad Ischl.

Welchen Tipp würdest du AbsolventInnen geben, die am Beginn ihrer Karriere stehen?

AbsolventInnen der TS Kleßheim möchte ich zuerst grtulieren: Ihr habt die richtige Ausbildung zum richtigen Zeitpunkt abgeschlossen – die Türen dieser Welt stehen euch offen!
Ich rate aber unbedingt dazu einen Beruf oder jenen Zweig in der doch so breiten Tourismusbranche zu wählen, der für einen selbst mehr Berufung als Beruf ist. Nur so gelingt es m.M.n. langfristig einzigartiges zu schaffen.

Alle Fotos © Philipp Zauner