Sandra Kurz-Thurn-Goldenstein ist Art Directorin & Brand Designerin. Seit 6 Jahren arbeitet sie bei Solid & Bold – einer strategischen Branding Agentur in Salzburg – und betreut Marken beim Aufbau ihrer visuellen Identität. Wir sprechen mit ihr über unerwartete Möglichkeiten und warum Projekte aus dem Hospitality-Bereich nach wie vor das Salz in ihrer Suppe sind.

Sandra KTG Porträt

Liebe Sandra, welchen Ausbildungszweig an der TS Klessheim hast du besucht und in welchem Jahr hast du deine Ausbildung abgeschlossen?

Ich habe 2008 nach 5 legendären und lehrreichen Jahren die HLT mit Schwerpunkt HOMA abgeschlossen.

Gibt es eine lustige Geschichte aus deiner Schulzeit, die du mit uns teilen möchtest?

Wo fang ich da an. Unsere Klasse war kein Kind von Traurigkeit. Das ist wahrscheinlich etwas, was KlessheimerInnen allgemein über ihre Schulzeit sagen können. Da gab’s zum Beispiel den missglückten Versuch, auf Klassenfahrt Glühwein im Wasserkocher zu erhitzen. Definitiv keine Empfehlung zum Nachmachen! Auch unser Klassenzimmer in der 3. Schulstufe bleibt unvergesslich. Ein Jahr lang war es auf den Innenhof ausgerichtet. Ausgezeichnete Lage, um abzuchecken, wer sich am Raucherhof herum tummelte. Aber leider auch stark betroffen, wenn es den intensiven Zwiebelduft aus der Internatsküche
wieder mal rüber geweht hat. Da standen uns ebenfalls die Tränen in den Augen, aber nicht aus Freude.

Wie ging es nach Klessheim karrieretechnisch für dich weiter?

Ich kann nicht behaupten, dass ich meinen beruflichen Werdegang von Anfang so an geplant hätte. Es gab keinen elterlichen Betrieb, den es zu übernehmen galt oder Familienmitglieder, die bereits in der Tourismusbranche gearbeitet hätten. Die TS Klessheim erschien mir als Teenager einfach als eine gute Wahl für eine Zukunft voller Möglichkeiten – und die haben zum Glück nicht auf sich warten lassen!

Für meine Facharbeit in der 4. Klasse über „Klein- & Mittelbetriebe im Internet“ durfte ich ein Interview mit dem Gründer von ncm.at. führen – eine der ersten Webagenturen in Österreich. Da bin ich das erste Mal auf diese Vermischung der Hospitality- und der Kreativbranche gestoßen. Und fand das extrem spannend! Die eine Seite kannte ich schon etwas aus den Praktika. Programmierung und Design hingegen waren völliges Neuland für mich. Mit – muss man wirklich so sagen – sehr geringen Kenntnissen durfte ich nach der Matura dort als Trainee beginnen und hab festgestellt: das Agenturleben ist genau meins! Inhalte verständlich gestalten und sich kreative Lösungen überlegen, die die digitale Welt nebenbei auch ein bisschen schöner machen, hat mir richtig Spaß gemacht. Um meine Fachkenntnisse zu vertiefen, hab ich anschließend an der Werbedesign Akademie am WIFI diplomiert und mich 2011 als Kommunikationsdesignerin in die Salzburger Werbe- & Designwelt geschmissen.

Erste Station war die internationale Brand & Design Agentur Kiska. Für 4 Jahre konnte ich dort den holistischen Ansatz von Marke und Design in einer Unternehmenskultur kennen gelernt, die unglaublich vielfältig war. Die darauffolgenden 2 Jahren haben mich als selbständige Designerin auf organisatorischer und betriebswirtschaftlicher Ebene gefordert und viele Schritte weitergebracht. Mittlerweile bin ich seit gut 6 Jahren als Art Directorin bei Solid & Bold. Und das Branding Studio aus Salzburg hat ebenfalls ein Faible für die Hospitality Branche. It’s a Match!

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Was ist das Spannendste an deinem jetzigen Job als Art Directorin?

Als Art Directorin versteh ich mich darauf, die Brand Storys unserer KundInnen in Form zu gießen. Die Brand Story ist sozusagen die DNA einer Marke. Alles, was sie ausmacht – Entstehung, Werte, Haltung, Zukunftsvisionen und vieles mehr. Sie ist der rote Faden, der sich durch die Markenkommunikation zieht. Diese Erzählung übersetze ich in ein Design, besser: in einen eigenständigen Markenauftritt, der berührt, relevant ist und überzeugt. Dafür muss ich Schriften, Farben, Bilder und vieles mehr in Einklang bringen. Was mich daran interessiert, ist relativ simpel: Die Vielseitigkeit! Jedes Unternehmen ist anders, ergo jedes Markendesign ebenfalls. In immer neue Welten eintauchen zu dürfen, hinter die Kulissen blicken zu können und eine Verbindung von der Marke zu ihrem Publikum zu schaffen macht meine Arbeit erfrischend kurzweilig.

Das Ganze mach ich natürlich nicht allein. Als Art Directorin entwickle ich Projekte gemeinsam mit einem Team aus verschiedenen Disziplinen. Neben Text, Design und Programmierung gehören da zum Beispiel auch Illustration und Fotografie dazu – je nachdem, um welchen Auftrag es sich handelt. Der Austausch mit anderen Kreativen ist mitunter einer der liebsten Aspekte meines Jobs. Bei Solid & Bold „suchen wir das Wahre, erschaffen das Schöne und bewahren das Gute“. Das klingt jetzt vielleicht etwas pathetisch, aber mit Menschen zu arbeiten, die alle dasselbe Credo haben, schafft ein sehr inspirierendes
Umfeld. Es ist immer wieder richtig cool zu sehen, welche starken Ideen zusammen mit anderen kreativen Köpfen entstehen. Dass diese Ideen auch national und international Anerkennung in Form von Designpreisen bekommen, macht uns mitunter auch sehr stolz. Sich mit den Besten in der Branche messen zu können bestärkt uns darin, dass es nicht nur Spaß macht, sondern auch richtig ist, was wir tun.

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Gibt es Projekte, die du besonders gern umsetzt?

Ich durfte seit Beginn meiner Karriere schon verschiedenste Branchen betreuen und kann mich für vieles begeistern – gerade wenn ich es vorher noch nie am Schirm hatte. Ein bisschen anders ticke ich bei der Hospitality-Branche. Durch Klessheim hab ich meine ersten beruflichen Schritte in Hotels und Restaurants gemacht. Die Umgebung fühlt sich immer noch sehr vertraut für mich an und ich komme immer wieder gerne „zurück“. Außerdem reise ich selbst sehr gerne. Wenn ich also wieder mal einen Workshop oder ein Fotoshooting vor Ort in einem Hotel leite, lässt sich Berufliches mit Privatem wunderbar verbinden.

Welches Fach in Klessheim hat dich am Besten auf dein Arbeitsleben vorbereitet?

Turnen und Religion. Nein, Scherz beiseite. Ich finde nicht, dass es ein spezielles Fach war, sondern die Gesamtheit des Lehrplans – inklusive den Praktika! Die waren in jeder Hinsicht eine aufschlussreiche Vorbereitung aufs Berufsleben. Da gab es gute und nicht so gute Momente. Die gibt es natürlich auch heute noch. Aber daran wächst man ja bekanntlich.

Welchen Tipp würdest du AbsolventInnen geben, die am Beginn ihrer Karriere stehen?

Ich hätte nicht erwartet, dass meine Ausbildung an der Tourismusschule Klessheim zum Türöffner in die Agenturwelt wird. Deshalb mein Tipp: Wenn du etwas gefunden hast, was dir taugt, dann pack die Möglichkeiten beim Schopf und lass sie Wirklichkeit werden! Klingt abgedroschen, aber zahlt sich aus: Am Ende sollten wir Freude an dem haben, was wir täglich tun.

© Alle Fotos Solid & Bold